Champions League

Europapokal-Reform: Die Revolution hat frühe Gewinner

Neue Europapokal-Reform mit Exklusiv-Wochen

Die Revolution hat frühe Gewinner

Der Weg zum Gewinn der Champions League wird sich ab der Saison 2024/25 radikal ändern.

Der Weg zum Gewinn der Champions League wird sich ab der Saison 2024/25 radikal ändern. picture alliance/KEYSTONE

Nach einem wahrlich einschneidenden UEFA-Beschluss beklagten nicht nur Fanorganisationen die Umfangerweiterung, auch prominente Stimmen wurden laut. So bemängelte Ilkay Gündogan, damals noch in Diensten von Manchester City: "Mehr und mehr und mehr Spiele - denkt denn niemand an uns Spieler?" Und Trainer Julian Nagelsmann sagte als leitender Angestellter von RB Leipzig: "Irgendwann, wenn zu viele Spiele im Fernsehen laufen, aber die Spiele nicht mehr gut sind, ist es auch nicht mehr sinnvoll." Allerdings einte alle Kritiker ein Argument: Die Champions-League-Reform sei im Vergleich zum Schreckgespenst Super League das kleinere Übel.

Heute, da das neue Format für die Zeit von 2024 bis 2027 konkrete Gestalt angenommen hat und es bis zu den ersten Qualifikationsspielen im Juli nur noch vier Monate hin ist, zeichnen sich erste Gewinner der Entwicklung ab. Die Bundesliga hat gute Chancen, dazuzuzählen. Und als Profiteure dürfen sich, so sagt die UEFA, vor allem die Klubs aus den Verbänden Europas betrachten, die der Nahrungskette erst ab der Mittelklasse abwärts angehören. Denn eine Evolution zu mehr Teilnehmern erfuhren alle drei Wettbewerbe: die Champions League, die Europa League und die Conference League, bei der das "Europa" im Namen mit dem Ende der laufenden Saison entfällt.

Revolutionäre Veränderung: Keine Gruppenphase mehr ab 2024/25

Seit Einführung der Champions League 1992/93 hat es immer wieder Veränderungen gegeben, vorübergehend war eine zähe Zwischenrunde kontraproduktiv. Die nun greifende Weiterentwicklung ist so revolutionär wie keine zuvor, weil die Gruppenphase verschwindet. Stattdessen greift ein Ligensystem mit Tabelle für jeweils 36 Mannschaften, also insgesamt 108 statt wie bisher 96 Klubs.

Der gesamte Modus mutet - bis er denn zur Gewohnheit geworden ist - kompliziert an, weshalb Vertreter der UEFA in diesen Tagen nicht nur Medien "briefen", sondern auch die Verantwortlichen in den Klubs. Tobias Hedtstück (39), stellvertretender "Head of Club Competitions & Calendar", erwartet "eine aufregende Zukunft für den europäischen Fußball". Dafür gebe es viele Gründe, einer davon ist, so räumt die UEFA ein, dass die Entscheidungen in den Gruppen zuletzt häufig bereits am 5. oder gar 4. Spieltag gefallen waren.

Die Champions League ab 2024/25:

  • 36 statt 32 Teams
  • Eine Liga statt acht Gruppen
  • Dabei acht unterschiedliche Gegner ohne Hin- und Rückspiel
  • Kein Abstieg mehr in die Europa League möglich
  • K.-o.-Runden-Play-offs vor dem Achtelfinale
  • Fester Turnierbaum nach der Liga-Phase
  • Eine exklusive CL-Woche inkl. Spielen am Donnerstag

Im neuen Ligensystem hat jetzt jedes Team der Champions League und der Europa League erst einmal acht Begegnungen, in der Conference League werden es sechs Partien sein. Konnte einer Spitzenmannschaft aus dem Lostopf 1 bisher kein weiteres Team aus diesem Pott der Elite zugelost werden, kommt es nun bereits vor den K.-o.-Runden zu "Gigantenduellen" wie etwa Real Madrid gegen Manchester City. Gleichzeitig erhalten "kleinere" Klubs mehr Duelle auf Augenhöhe, wie Simulationen der UEFA ergeben, die auch unterstreichen sollen, dass der Kampf um die Tabellenplätze bis zum Schluss spannend bleiben wird.

Nunmehr kommen die besten acht Teams der Abschlusstabelle direkt ins Achtelfinale. Die Mannschaften auf den Plätzen 9 bis 16 tragen gegen die der Plätze 17 bis 24 Play-off-Spiele ums Weiterkommen aus. Wer auf den Plätzen 25 bis 36 landet, für den ist die internationale Saison vorbei. Einen Abstieg von der Champions League in die Europa League und von der Europa League in die Conference League wird es nicht mehr geben. Ab dem Achtelfinale geht es jeweils wie im Tennis mit einem Turnierbaum, der zum Teil gesetzt und zum Teil ausgelost wird, weiter; mit Hin- und Rückspielen bis zu den jeweiligen Finals im Mai.

Neu sind auch exklusive Wochen. Champions League (Spieltage Dienstag bis Donnerstag) und Europa League (Mittwoch und Donnerstag) werden jeweils zum Start im September eine Woche haben, in der kein anderer Europacup-Wettbewerb ausgetragen wird, die Conference League (nur Donnerstag) erhält eine solche im Dezember.

Die Bundesliga könnte profitieren: Jeder Sieg, jedes Unentschieden hat noch Einfluss

Aber warum könnte die Bundesliga schon vor dem Start des neuen Zyklus zu den Profiteuren der Umwälzungen zählen?

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Zwei der vier zusätzlichen Plätze in der Königsklasse gehen an die Verbände mit dem besten kollektiven Abschneiden in der laufenden Saison. Zu Wochenbeginn waren das nach der Koeffizientenwertung für die "European Performance Spots" die Bundesliga und Italiens Serie A. Weil RB Leipzig und die AS Rom jeweils den 5. Platz belegten, wären sie die zusätzlichen Vertreter in der kommenden Saison. Aber Vorsicht: England ist Deutschland und Italien dicht auf den Fersen. Jedes Unentschieden, jeder Sieg in den laufenden Europapokalrunden hat noch Einfluss auf das Ranking.

Die weiteren beiden zusätzlichen Plätze werden wie folgt vergeben: Einer geht an den fünften Verband in der Fünfjahreswertung, das ist derzeit Frankreich, das somit einen vierten Klub in der Champions League bekäme. Ein weiterer geht über die Qualifikation an einen nationalen Meister der Verbände, die im UEFA-Ranking auf den Plätzen 11 bis 55 liegen. Statt wie bisher 34 Länder, so betont UEFA-Experte Hedtstück, haben jetzt 37 Länder eine Garantie, im Europapokal mitzumischen.

Jörg Jakob

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