Rangliste

kicker-Rangliste Winter 2022/23: Keine Weltklasse, aber kein Weltuntergang

Neuer Rekord in der Internationalen Klasse

kicker-Rangliste Winter 2022/23: Keine Weltklasse, aber kein Weltuntergang

Ein Übergewicht: Frankfurter und Freiburger Profis sind stärker denn je in der kicker-Rangliste vertreten.

Ein Übergewicht: Frankfurter und Freiburger Profis sind stärker denn je in der kicker-Rangliste vertreten. imago images

Die nüchterne Feststellung, dass es kein Bundesliga-Spieler in die Weltklasse geschafft hat, erinnert an die fußballerische Tristesse des Sommers 2018, als die deutsche Nationalmannschaft ebenfalls eine WM in den Sand gesetzt und die Bundesliga keinen Profi auf Weltklasse-Format zu bieten hatte.   

Doch der Vergleich mit der Watutinki-Depression von vor vier Jahren hinkt ein wenig, denn immerhin schafften es 35 Bundesliga-Profis in die Internationale Klasse der Rangliste - und damit so viele wie nie zuvor in den 66 Jahren des kicker-Rankings.

30 neue Profis in der Internationalen Klasse - und drei Abstürze

Hinzu kommt, dass von diesen 35 Spielern immerhin 30 neu in der zweithöchsten Kategorie auftauchen. Es bewegt sich also etwas in der deutschen Beletage. Bemerkenswert ist allerdings auch, dass drei Kategorie-Gewinner der Sommer-Rangliste leistungsmäßig derart abgebaut hatten, dass sie im Winter den Sprung in die Rangliste komplett verpassten.

Blickt man auf das Abschneiden der deutschen Klubs in den Europapokal-Wettbewerben in diesem Herbst, so darf man getrost feststellen, dass die Spitze breiter wird. Vier von fünf Startern in der Champions League qualifizierten sich für die K.-o.-Phase in der Königsklasse. In der Europa League kamen mit dem SC Freiburg und Union Berlin beide deutschen Klubs weiter, zu denen sich Champions-League-Absteiger Bayer 04 Leverkusen gesellt.

Einzig der 1. FC Köln schied in der Europa Conference League aus. Alles in allem eine starke Bilanz, die ohne das WM-Desaster zweifelsohne zumindest als Hoffnungsschimmer, wenn nicht gar als Signal des Aufschwungs gewertet worden wäre.

Dank Freiburg und Frankfurt: Bayerns Status nicht mehr erdrückend

Des Weiteren entsenden nicht mehr vornehmlich vor allem die deutschen Branchenführer aus München und Dortmund ihre Leistungsträger in die Internationale Klasse, vielmehr tauchen dort auch auffallend viele Profis aus Frankfurt und Freiburg auf. Zwar weist immer noch der FC Bayern die meisten Spieler in dieser zweithöchsten Kategorie aus, aber die Münchner Dominanz ist bei weitem nicht mehr derart erdrückend wie bei zurückliegenden Rankings.

Dass alleine vier Akteure aus dem Land des Vize-Weltmeisters Frankreichs in der Rangliste in der Internationalen Klasse auftauchen, ist ein weiterer Beleg für den offenbar nie versiegenden Quell an Talent und Willenskraft im Nachbarland. Nur zweimal in der Geschichte der Rangliste stellte ein anderes Land einen größeren Anteil an Spielern, denen diese Klasse zugesprochen wurde.

Infos zur kicker-Rangliste

Für den deutschen Fußball wird der Schritt zurück in die Weltklasse ein beschwerlicher, der womöglich auch grundlegende Reformen im Ausbildungsbereich erfordert. Bei einigen Positionen dokumentiert die Rangliste einen klaren Mangel an gehobener Qualität in der Bundesliga - gerade bei den Außenverteidiger besteht extrem viel Nachholbedarf, einen Top-Mittelstürmer ist nach den Bundesliga-Abschieden von Robert Lewandowski und Erling Haaland nicht in Sicht.

Es bleiben also durchaus größere Fragezeichen, was die Zukunft des deutschen Fußballs betrifft. Aktuell stehen durchaus vorhandene Klasse und Potenzial auf der einen sowie die großen Lücken auf der anderen Seite - gerade im Quervergleich zu den Top-Nationen in einem ungünstigen Verhältnis.

Denn am Ende triumphieren in diesem wunderbaren Spiel die Mannschaften, die nicht nur über die herausragenden Individualisten wie Lionel Messi oder Kylian Mbappé verfügen, sondern auch ihre Schwächen getilgt oder zumindest ausreichend kaschiert haben. Davon ist der deutsche Fußball derzeit trotz gewisser Hoffnungsschimmer ein gutes Stück entfernt.

Stephan von Nocks, bst

In der am Donnerstag (22. Dezember) erscheinenden Print-Ausgabe des kicker (ab Mittwochabend auch als eMagazine abrufbar) startet die Rangliste des deutschen Fußballs für den Winter 2022/23 mit den Rankings der Torhüter und Innenverteidiger.
In der kicker-Ausgabe am 29. Dezember finden Sie die Positionen Außenbahn defensiv, Mittelfeld defensiv und Mittelfeld offensiv. Zudem hält diese kicker-Ausgabe alle sieben Positionen für die  2. Liga bereit.
In der kicker-Ausgabe vom 2. Januar lesen Sie die Ranglisten zur Außenbahn offensiv, Sturm sowie den deutschen Profis im Ausland.
In der ersten Ausgabe des Jahres 2023 sind auch alle sieben Positionen der  Rangliste für die 3. Liga aufgeführt.